Mit dem Medikament Contergan ist bis heute einer der größten Arzneimittelskandale der westdeutschen Geschichte verbunden. Wie reagierten medizinische und politische Experten sprachlich auf die Meldungen über mögliche Nebenwirkungen des Medikaments? Und was geschah, als diese Meldungen öffentlich in der Presse bekannt wurden? Anne Helen Crumbach untersucht die Sprache im Contergan-Fall: Sie zeichnet nach, wie Journalisten eine eigene Art des Sprechens über Contergan entwickelten, während Mediziner und Politiker auf ihrem Expertenstatus und ihrer Fachsprache beharrten. Dieses konfliktreiche Sprechen über Contergan erzählt gleichzeitig eine Geschichte von Wandel und Kontinuität in den langen 1960er-Jahren.
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Erfahren Nutzer_innen Gebäude so, wie es sich die Architekt_innen vorgestellt haben? Fühlen sie sich »eingeladen« oder eher »ausgeschlossen«? Mit theoretischen Grundlagen aus Raumsoziologie, Praxistheorie und Akteur-Netzwerk-Theorie definiert und untersucht Theresia Leuenberger Architekturerfahrungen anhand des Kunsthaus Bregenz und der Kunsthal Rotterdam. Mit der Methode der Rekonstruktiven Sozialforschung zeigt sie, wie emotionale und rationale Gehalte von Erfahrungen aufeinander einwirkend Praktiken der Architekturerfahrung konstituieren. Dabei stellt sich heraus, dass diese nur bei übereinstimmenden Subjektpositionen oder im Falle einer Vorzeichnung durch das Gebäude den Vorstellungen der Architekten Peter Zumthor und Rem Koolhaas gleichen.
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Das private Auto war für lange Zeit das Sehnsuchtsobjekt und Symbol eines glücklichen Lebens. Es war eine kollektive Liebe der Mittelschicht und derjenigen, die dort hinstrebten. Doch diese affektive Bindung verliert vor allem in der Stadt zunehmend an Kraft. Wenigstens dort ist bereits klar geworden: Die Grenzen des fossilen Automobilismus sind erreicht. Es gibt einfach zu viele Autos. Die Verkehrswende ist nun auf der Agenda. Zukunftsfähig sind nur solche Verkehrsangebote, die auch unter Ressourcenknappheit individualisierbar bleiben. Autos nutzen statt besitzen wird - in Verbindung mit digitalen Plattformen - attraktiv, das Radfahren gewinnt gerade in den Städten an Popularität. Mobilitätsdienstleistungen kommen aus der Nische und können dank Echtzeitinformationen flexibel und zugleich routinemäßig genutzt werden. Der herrschende Rechtsrahmen jedoch privilegiert nach wie vor private Autos. Dagegen deuten die Präferenzen der vorwiegend städtischen Bevölkerung und auch die digitalen Optionen in eine andere Richtung: Die fortschreitende Individualisierung findet andere Wege als den privaten Besitz von Autos.
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In gesellschaftlichen Krisensituationen - wie etwa einem länger andauernden Stromausfall - wird selten an Menschen gedacht, die besondere Formen der Hilfe benötigen. Dies trifft zum Beispiel auf jene zu, die zu Hause von ihren Familien oder von Pflegediensten versorgt werden. Am Beispiel dieser Problemstellung erläutern die Beiträge des Bandes exemplarisch, welche Hilfeleistungen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen benötigen und wie dies durch den Katastrophenschutz berücksichtigt werden kann. Eine theoretische Diskussion des Resilienzkonzepts sowie die Auseinandersetzung mit der kontextuellen Wissensgenerierung im Rahmen einer Modellregion bilden die Grundlage für die transdisziplinär angelegte Forschung.
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Protestformen haben sich im globalen Maßstab und über kulturelle wie politische Grenzen hinweg verändert. Die sozial- und politikwissenschaftliche Protestforschung verfolgt dies aufmerksam, wobei die ästhetischen Dimensionen oft unterbelichtet bleiben. Stefan Donath beschreibt am Beispiel einer der ältesten Ausdrucksformen des europäischen Theaters - dem Chor - den Wandel in den Darstellungsformen von Protest. Er zeigt: Im Rahmen von Stuttgart 21, des Arabischen Frühlings und der Occupy-Bewegung verweisen Protestchöre auf eine neue Ästhetik des Widerstands.
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Ausgerechnet als alternative facts gerieten »Fakten« in eine breitere Diskussion. Doch statt Fakten als alternativ - oder alternativlos - zu postulieren, lohnt sich der soziologische Blick: Wie kommen Fakten überhaupt zustande, welche soziale und politische Rolle spielen sie und welche Schlüsse können aus der Betrachtung von Fakten gezogen werden? Gerade zum Thema »Fakten« entfaltet die Soziologie ihr Erklärungspotenzial, indem sie aus der Vielfalt der Gegenstände und theoretischen Perspektiven heraus eine differenziertere Sicht gewährt auf das, was wie zum Faktum wird. Der Band behandelt so nicht nur das »Postfaktische« als Zeitgeistphänomen, sondern grundsätzlicher die Frage nach der Sozialität des Faktischen.
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<div> Der Band diskutiert aus philosophischer, historischer und aus fachdidaktischer Perspektive u. a. die folgenden Fragen: Wie kann die zunehmende Mathematisierung moderner Gesellschaften beschrieben und bewertet werden? Welchen Einfluss haben mathematische Beschreibungen und mathematische Rationalitätskonzepte auf unser menschliches Leben? Welche Ansprüche an mathematische Bildung ergeben sich aus dem Verhältnis von Mathematik und Gesellschaft? Welche (individuellen) Sichtweisen auf die Rolle von Mathematik in unserer Gesellschaft sind hilfreich und wie könnten sie im Mathematikunterricht gefördert werden? Welchen Einfluss haben Schule und Mathematikunterricht auf die gesellschaftliche Rolle von Mathematik? Wie hat sich das Verhältnis von Mathematik und Gesellschaft historisch entwickelt? Ergeben sich aus der historischen Betrachtung Hinweise, was die aktuelle Situation ausmacht? </div> <div> <br> </div> <div> Der Band richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie wissenschaftlich Interessierte vor allem aus den Bereichen Mathematik, Mathematik-Didaktik, Philosophie und Geschichte der Mathematik, Erziehungswissenschaft und Informatik sowie an interessierte Lehrerinnen und Lehrer. </div>
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»Smart City« steht für das Versprechen einer Zukunft mit hoher Lebensqualität für alle - aber auch für eine Zukunft der Überwachung und Kontrolle von öffentlichen und privaten Räumen. Wie verändert der Einsatz digitaler Technologien und Infrastrukturen die aktuelle Raumwahrnehmung, Raumproduktion und Raumnutzung in Städten? 35 Stadtforscher_innen betrachten die unterschiedlichen Bewertungen der »Smart City« und geben einen Überblick über die kontroverse Debatte. Sie beschreiben an praktischen Beispielen die Verknüpfung von Echtzeitdaten sowie die Nutzung von Geoinformationen im urbanen Alltag und diskutieren deren Beitrag für eine nachhaltige Stadtentwicklung, partizipative Demokratie und soziale Gerechtigkeit in Städten. Sie zeigen: Die digitale Transformation ist ein umkämpftes Terrain von IT-Unternehmen, Stadtregierungen und stadtpolitischen Bewegungen.
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